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Aberash will Juristin werden

Aberash will Juristin werden

Das Sozialprogramm des Misrach Center unterstützt 50 blinde junge Frauen und Männer während ihrer schulischen Ausbildung. Wir stellen eine von ihnen vor.

Tewodros Zewde, Landesverantwortlicher Äthiopien
Mathias Rellstab, Kommunikation MN

Lesezeit ca. 5 Minuten

 

Aberash W. wurde in der Region Oromia in der Stadt Selale geboren. Im Alter von vier Jahren nahm ihre Tante sie mit nach Addis Abeba, wo die Familie sich eine bessere Zukunft für das Kind erhoffte. Als Aberash etwas grösser war, konnte sie die Schule besuchen, allerdings nur abends, weil sie tagsüber im Haus ihrer Tante arbeiten musste – keineswegs ungewöhnlich in Äthiopien.

Während des Studiums erkrankte Aberash an einer Lungenentzündung und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dort führten falsche Medikamente, die ihr verarbeicht wurden, zu schweren körperlichen Schäden – auch das ist leider keine Seltenheit hierzulande. Die junge Frau verlor ihr Augenlicht. Es dauerte zwei Jahre, bis sie sich von der Krankheit und den Folgen der Fehlbehandlung erholte. Das Sehvermögen erlangte Aberash nicht wieder. Die Tante, bei der sie weiterhin wohnte, behandelte sie schlecht. Trotz ihrer Blindheit musste die sie die gesamte Hausarbeit erledigen, einschließlich Wäsche waschen, Bett machen und Geschirr spülen.

Eines Tages erfuhr Aberash durch eine Bekannte von der Blindenschule des Misrach Centers. Nach einem Kennenlernbesuch konnte sie die Braille-Schule besuchen und wurde in das Sozialprogramm aufgenommen. Zwei Jahre lang lernte sie die Blindenschrift in Amharisch und Englisch. Nun kann sie dank der Unterstützung durch das Misrach Center wieder eine reguläre Schule besuchen. Anschliessend möchte sie Jura studieren. Ihr Traum ist es, Richterin am Obersten Gerichtshof zu werden.
 

Erneuerte Räumlichkeiten

Menschen mit körperlichen Behinderungen sind in Äthiopien nicht nur besonders armutsgefährdet, sie werden auch oft ausgenutzt, da sie sich kaum wehren können. Bei blinden Frauen kommt die Gefahr sexueller Übergriffe hinzu. Ein Teil der jungen Frauen, die über das MC-Sozialprogramm unterstützt werden, kann deshalb in der Wohngruppe des Misrach Center II leben. Hier unterstützen sie sich gegenseitig, zudem werden sie professionell und liebevoll betreut. Dabei besuche sie verschiedene Schulen/Universitäten und bestreiten ihr Leben weitgehend selbstständig.

Vergangenes Jahr konnten die in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten der MC-Wohngruppe renoviert werden. Besonders die Sanitäranlagen befanden sich in bedenklichem Zustand. Nun stehen den Bewohnerinnen einfache, aber zweckmässige und hygienische Toiletten und Duschen zur Verfügung. Auch die Kücheneinrichtung wurde erneuert.


Projektfilm gibt umfassenden Einblick

Darüber hinaus sind zusätzliche Wohnplätze entstanden für junge Menschen, die im Misrach Center eine Berufsausbildung absolvieren. Denn das Sozialprogramm, das Blinden den Schulbesuch bzw. ein Studium ermöglicht, ist nur einer von mehreren Arbeitsbereichen. Auch ein umfangreiches Berufsbildungsprogramm und Langzeit-Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung gehören dazu. Der berührende Projektfilm, den Filmemacher Damian Derungs 2023 realisiert hat, gibt einen berührenden Einblick in die umfassende Arbeit.

> Den MC-Projektfilm ansehen (Weiterleitung zu YouTube)

 

 

 

 

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