Etwas Wärme in kalten Nächten
Anger Akol stand bereits um 5 Uhr morgens auf und nahm drei verschiedene Busse, um die Abu Rof-Klinik in Khartum zu erreichen. Entlang der Hauptstrasse beim Nil stehen die Verkäufer in der Sonne und bieten Orangen, Granatäpfel und Wassermelonen an. Zum Schluss der mühsamen Reise biegt die 70-Jährige in die nicht asphaltierte Strasse ein, die zur Klinik führt.
Anger Akol war bereits vor einigen Monaten hier. Damals liess sie eine Hautkrankheit behandeln, die vor allem bei Leuten auftritt, die in armen Verhältnissen leben. Heute kommt sie, weil sie ihre Augen zeigen möchte. Seit Jahren sieht sie schlecht. Eigentlich ist sie nur deshalb überhaupt aus dem Süden des Landes in die Hauptstadt gekommen: Um ihre Augen untersuchen und therapieren zu lassen.
Auf sich gestellt
Im Süden des Landes musste sie ihren Sohn zurücklassen. Ihre Tochter kam mit ihr in den Norden, doch sie ist inzwischen leider verstorben. So lebt Anger Akol nun ganz allein am Stadtrand in einer zeltähnlichen Hütte aus Karton. Im Abfall fand sie Sandalen, die sie nun trägt.
Um Anger Akols Augen ist es nicht gut bestellt. Allenfalls kann ein Auge noch gerettet werden, doch die Ärztin zögert mit der Operation, da sie nicht riskieren möchte, dass die ältere Dame ganz erblindet. Dann würde ihr Leben noch schwieriger. Altersheime stehen im Sudan nur den wenigsten Menschen zur Verfügung. Wer keine Angehörigen hat, die sich um einen kümmern, ist auf sich selbst gestellt. Für weitere Abklärungen erhält Anger Akol den Kontakt zu einer Augenspezialistin.
Schutz vor beissender Kälte
Zudem wird die Frau mit warmen Kleidern versorgt, darunter auch eine gestrickte Schulterdecke aus der Schweiz. Die Sachen sollen die hagere Frau vor der beissenden Kälte des Windes am Stadtrand schützen. Von einer wohlig-warm geheizten Wohnung, wie sie für uns selbstverständlich ist, können Menschen wie Anger Akol nicht einmal träumen. Um so dankbarer sind sie, dass sie in der Abu Rof-Klinik Hilfe über die medizinische Versorgung hinaus erhalten.
Bild oben: Die 70jährige Anger Akol wurde unter anderem mit einer wärmenden Schulterdecke versorgt.
Bild unten: Kinder mit farbenfrohen Stricksachen, die Freunde der Mission am Nil in der Schweiz, Deutschland und der Slowakei mit viel Liebe anfertigen.