Grosse Freude im Kongo
Nach einer abenteuerlichen Reise auf dem See- und Wasserweg ist der Container, der die Schweiz Ende März verlassen hatte, in Bukavu eingetroffen. Gefüllt war er mit 63 Tretnähmaschinen, diversem Werkzeug und einer grossen Menge von Stricksachen.
18 000 Kilometer auf dem Wasser und zu Land
Es war noch winterlich kalt, als am 23. März ein Lastwagen den von freiwilligen Helfern beladenen Container im «Güetli» in Rossau (Mettmenstetten) abholte und nach Basel brachte. Von dort aus ging die Reise auf dem Rhein weiter bis Antwerpen und dann auf einem Hochseeschiff Richtung Süden. Es durchquerte auch den Suezkanal, der wenige Wochen zuvor noch durch ein liegengebliebenes Schiff blockiert gewesen war.
Nach einem Abstecher über Westindien und Zwischenlagerung in einem dortigen Hafen war die Seereise Anfang Juni in Dar-es-Salam, Tansania, zu Ende. Nach der Auslösung aus dem Hafen folgten nochmals rund 1600 Kilometer quer durch ganz Tansania und Ruanda, bis der Container schliesslich in Bukavu am südlichen Ende des Kivusees in der Demokratischen Republik Kongo eintraf.
Alles in allem hat der Container mit seiner wertvollen Ladung mehr als 18 000 Kilometer zurückgelegt, wobei die Luftliniendistanz zwischen Rossau und Bukavu «nur» knapp 6000 Kilometer beträgt. Der Transport, vor allem der letzte Abschnitt auf dem Landweg, ist mit vielen Unwägbarkeiten und Gefahren verbunden. So sind wir immer wieder sehr dankbar, wenn die Fracht unversehrt ihr Ziel erreicht.
Unternehmerinnen statt Hilfsempfänger
Die viele Jahrzehnte alten Nähmaschinen wurden vor dem Abtransport in unserer Werkstatt in Knonau von freiwilligen Fachleuten mit grossem Aufwand revidiert und vor dem Transport sorgfältig verpackt, damit sie auf der Reise keinen Schaden nehmen. Im Panzi-Ausbildungszentrum dienen sie jungen, mittellosen Frauen, welche die dreijährige Ausbildung zur Schneiderin absolvieren, als Arbeitsinstrument.
Aber warum arbeiten die Frauen im Kongo mit Tretnähmaschinen, die in Europa bestenfalls noch als Ausstellungsstücke dienen? Die Antwort ist einfach: Die «Veteranen» funktionieren ohne Strom, der für die meisten Menschen in Bukavu nicht zuverlässig verfügbar ist. Zudem sind sie praktisch unverwüstlich.
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die jungen Frauen eine Tretnähmaschine geschenkt. Sie dient als Startkapital für den Aufbau eines eigenen Geschäfts. So werden die Frauen von Hilfempfängerinnen zu Kleinunternehmerinnen, die bei gutem Geschäftsverlauf nicht nur sich und ihre Familien ernähren können, sondern mitunter sogar weitere Mitarbeiterinnen einstellen und selber Lehrlinge ausbilden.
Auch Werkzeug und Stricksachen
Neben den Nähmaschinen befinden sich im Container auch Garten- und Holzbearbeitungs-Werkzeuge. Dabei achten wir darauf, dass es sich um hochwertige, langlebige Produkte handelt. Gartenarbeit ist im Panzi-Zentrum Bestandteil der Ausbildungslehrgänge. Das ist sinnvoll, weil viele Familien Gemüse für den Eigenbedarf anbauen.
Die Werkzeuge für die Holzbearbeitung dienen der Ausbildung der Schreinerlehrlinge. Analog zu den Schneiderinnern erhalten auch sie nach dem Abschluss ihrer Lehre ein Geschenk: eine Werkzeugkiste, damit sie die erlernten Fähigkeiten auch einsetzen können.
Der Platz, der im Container zwischen all den Nähmaschinen und den Werkzeugen noch bleibt, wird mit Stricksachen augefüllt, die engagierte Frauen – sowie einige wenige Männer – in der Schweiz, in Deutschland und in der Slowakei angefertigt haben. Die farbenfrohen Gilets, Mützen und T-Shirts sorgen zum Beispiel bei den Kindern der Frauen im Panzi-Rehazentrum für leuchtende Augen.