Hilfe für Lungenpatienten
Seit mehreren Jahren setzen sich zwei Schweizer Spezialisten dafür ein, dass Lungenpatienten in Oberägypten fachkundige Hilfe erhalten. Der Erfolg kann sich sehen lassen.
«Danke für das, was Sie für Ägypten tun»
Schon seit mehreren Jahren reisen der Lungenspezialist Dr. Andreas Knoblauch und Medizinaltechniker Fredi Zahn ein- bis zweimal jährlich nach Ägypten, um Lungenpatienten zu unterstützen. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes konnte in Oberägypten schon zahlreichen Menschen, die unter Atemproblemen leiden, geholfen werden. Aber lassen wir die beiden selber erzählen, was sie bei ihrem Einsatz im November 2021 erlebten:
«Bei unserer Ankunft in Hurghada staunte der Zollbeamte nicht schlecht, als er zwei ältere Herren mit 10 (!) Beatmungsgeräten im Gepäck sah. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den ungewöhnlichen Inhalt, bis wir ihm auf dem iPad ein Foto von zwei jungen Männern mit Duchenne-Muskeldystrophie zeigten, die wir in Assuan betreuen. Dann drehte er sich zu uns um und sagte: «Rabuna Challik! – Gott segne euch! Und danke für das, was Sie für Ägypten tun.» Ein bewegender Moment.
Im Laufe der Jahre konnten wir gebrauchte, aber einwandfreie Geräte zur Unterstützung der Atmung im Wert von weit mehr als 100 000 Franken aus verschiedenen Quellen zusammentragen und nach Ägypten bringen. Diese in der Schweiz ausgemusterten Maschinen sind für die Empfänger in Oberägypten ein grosser Segen.
Kompetentes Team vor Ort
Während unseres Einsatzes im von der Mission am Nil unterstützten Spital, der einen Monat dauerte, empfingen wir Patienten, unterrichteten, machten Hausbesuche und beteiligten uns beim Outreach-Programm. Auch wenn das Patientenaufkommen geringer war als bei früheren Besuchen, nahm die Arbeitsbelastung nicht ab. Das lag an der wachsenden Zahl von Patienten, die Atemunterstützung über nichtinvasive Beatmung in Anspruch nehmen (NIV, CPAP), Diese Systeme sind für die Behandlung von Patienten mit schlafbezogenen Atemproblemen äusserst lohnend. Nur wenige Behandlungen im Bereich der Inneren Medizin haben einen so grossen Nutzen. Besonders wichtig ist die Atemunterstützung für behinderte Menschen. Leider gibt es in Ägypten eine grosse Zahl von nicht diagnostizierten Fällen, was erschütternd ist.
Bis vor einigen Jahren war im betreffenden Spital die Lungen- und Beatmungsmedizin nur im März und November verfügbar, wenn die Spezialisten aus der Schweiz vor Ort waren. Das hat sich geändert: Das ganze Jahr über steht jetzt ein hochqualifiziertes Team im Einsatz, das von Dr. Mina geleitet wird. Ihm zur Seite steht Mariam, eine breit ausgebildete und vielfach begabte Krankenschwester, die in der kleinen Lungenklinik die Fäden in der Hand hält. Dann ist da noch die Assistentin Rodjina, die schnell lernt, die gleichen Fähigkeiten entwickelt und ein ausgezeichnetes Englisch spricht, das sie sich – kaum zu glauben – selber beigebracht hat.
Finanzierung als Herausforderung
So steht jetzt ein gut organisiertes, bewährtes Team zur Verfügung, das bereit ist, im Bereich Lungenmedizin eine qualitativ hochwertige Versorgung zu leisten. Unser Ziel, eine nachhaltige Struktur zu schaffen, scheint erfüllt. Eine Herausforderung ist allerdings die Finanzierung der Geräte zur Unterstützung der Beatmung, die viele Patienten benötigen. Heimbeatmungsgeräte und Sauerstoffkonzentratoren bringen für die Betroffenen gewaltige Verbesserungen und stellen in vielen Fällen die langfristige Gesundheit vollständig wieder her, doch sie sind teuer – schlicht unerschwinglich für die grossteils sehr armen Menschen, denen wir dienen.
In einem Umfeld der Armut und ohne Krankenversicherung, die für die Kosten aufkäme, ist es einfach nicht möglich, sich selbst zu versorgen. Ob sich das dereinst ändern wird, hängt von den Fortschritten beim Aufbau des staatlichen Krankenversicherungssystems ab. Letztlich ist es ja auch der Zweck des Spitals, in einem von Armut geprägten Umfeld den Menschen zu dienen. So wird finanzielle Hilfe von aussen in absehbarer Zeit unverzichtbar bleiben.»