Kinder mit besonderen Bedürfnissen
Kinder mit Behinderung werden in Ägypten oft als «Schande» betrachtet und deshalb versteckt. In letzter Zeit durften wir im Hort unseres Spitals solche Kinder betreuen. Auch sie sollen erleben, dass sie wertvolle Geschöpfe Gottes sind. Doch es wäre noch mehr möglich.
Lea Pfenninger, Langzeiteinsatz Kinderhort Spital, Oberägypten
Es begann mit der kleinen Philomena, die vor bald drei Jahren mit offenem Rücken zur Welt kam. In den ersten Monaten wurde sie von einer deutschen Physiotherapeutin, die bei uns im Spital ein Praktikum absolvierte, liebevoll betreut. Später fragte die Mutter an, ob wir Philomena im Kinderhort aufnehmen würden. Das löste bei mir Freude, aber auch eine gewisse Überforderung aus. Würden wir als Team fähig sein, dieses Kind richtig zu betreuen?
Philomena besucht den Kinderhort
Wie üblich, wenn wir bei einer Sache nicht weiterwissen, beteten meine leitende Mitarbeiterin Alisabat und ich um Wegweisung. Es ging nicht lange, da kam ich mit einer Spezialistin aus Assuan in Kontakt, die bereit war, uns zu besuchen. Die Wirkung war gewaltig: Sie nahm uns alle Angst, weckte in uns die Liebe zu diesem Kind und gab uns wertvolle Tipps. Und so ist die kleine Philomena seit November 2021 bei uns. Es entstand auch ein wertvoller Kontakt zur Mutter, die wegen ihrer behinderten Tochter von allen Verwandten gemieden wird und sehr alleine ist. Sogar ihr Mann, der in Hurghada arbeitet, machte ihr Vorwürfe.
Ein Rollstuhl für Filo
Seither sind weitere Kontakte zu Kindern mit besonderen Bedürfnissen entstanden. Als im April wieder einmal Ergotherapeutin Anna Lahi bei uns war, organisierten wir ein Treffen für vier solche Kinder und ihre Mütter. Wir möchten sie aus ihrer Isolation herausholen! Dem an den Beinen gelähmten Filo brachte Anna einen Rollstuhl mit. Dieser erleichtert es ihm, mit den anderen Kindern Gemeinschaft zu haben. Ganz selbstverständlich beziehen sie Filo in ihre Spiele mit ein. Was für eine Freude!
Wer lässt sich rufen?
Kinder mit Beeinträchtigung machen in kurzer Zeit erstaunliche Fortschritte, wenn man sich liebevoll und kompetent um sie kümmert. Hier wäre für unser Team Unterstützung durch Fachpersonen wie Physio- oder Ergotherapeuten sehr wertvoll, sei es für kurze oder längere Zeit. Wenn du solches Wissen mitbringst und diese Zeilen dich ansprechen – wer weiss, vielleicht bist DU gemeint?
Zur Broschüre «Einsätze mit der Mission am Nil»