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Solide Arbeit in fragilem Umfeld

Und plötzlich war nichts mehr wie zuvor: Am 15. April 2023 brach im Sudan von einem Tag auf den anderen ein Krieg aus, der bis heute andauert. Dagegen lief in Äthiopien die Arbeit trotz politischer und wirtschaftlicher Spannungen erstaunlich stabil weiter.

Mathias Rellstab, Kommunikation  |  Lesezeit: 5 Minuten
 

Hinweis: Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Jahresbericht 2023. Der ganze Jahresbericht steht hier zum Download bereit oder kann als gedruckte Ausgabe kostenlos bestellt werden: per E-Mail info@mn-international.org | telefonisch: 044 767 90 90


Sudan: Hilfe für Flüchtlinge

Die Abu Rof-Klinik in Khartum war seit Jahrzehnten ein Ort, wo die Ärmsten der Armen Hilfe fanden: Binnenvertriebene, die sich unter prekären Bedingungen im Umfeld der Hauptstadt angesiedelt hatten. Wegen der heftigen Kämpfe, die seit April 2023 toben, muss die Klinik bis auf weiteres geschlossen bleiben. Die Mitarbeiter mussten in andere Landesteile fliehen. Dabei wäre der Bedarf an medizinischer Hilfe grösser als je zuvor. Deshalb ist es weiterhin unser Ziel, die Abu Rof-Klinik wieder in Betrieb zu nehmen, sobald die Lage im Land es zulässt.

Bis es soweit ist, leisten wir nach unseren Möglichkeiten Unterstützung, um die Not etwas zu lindern: Einerseits erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik, die in unterschiedliche Landesteile geflüchtet sind, weiterhin ihren Lohn. So können sie für sich, ihre Angehörigen und weitere Verwandte sorgen. Andererseits werden Sudanesen, die ins benachbarte Ägypten geflüchtet sind, in unserem Spital in Oberägypten kostenlos behandelt. Ein älterer Mann, Muslim wie die meisten Sudanesen, sagte nach der Behandlung: «Ich weiss nicht, wie ich meine Dankbarkeit genügend zum Ausdruck bringen kann. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, gäbe es nicht diese Möglichkeit, hier in Ägypten Hilfe zu erhalten.»


Ägypten: steigende Nachfrage

Die Patientenzahlen im Spital nahmen im vergangenen Jahr stark zu. Da auch zusätzliche Ärzte gewonnen wurden, war die medizinische Versorgung in guter Qualität gewährleistet. Fachlich qualifizierte und menschlich geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, gehört zu den grössten Herausforderungen, da in Städten wie Luxor oder Kairo Stellen mit viel höherem Einkommen winken.

Ein Spitalbetrieb erfordert fortlaufende Investitionen. 2023 wurden u. a. ein neues Anästhesiegerät, Defibrillatoren, ein Ultraschallgerät und neue Betten beschafft. Eine zeitgemässe Feuermelde- und -löschanlage wurde fertiggestellt; der neue Sterilisationsraum, der preisgünstig in einem Container auf dem Gebäudedach untergebracht ist, ging in Betrieb. All dies war nur dank Spenderinnen und Spendern möglich, welche die Arbeit grosszügig unterstützen.

Das Outreach-Programm, mit dem die Bevölkerung zu Gesundheitsthemen sensibilisiert wird, konnte im vergangenen Jahr massiv erweitert werden: Im Schnitt fanden pro Woche drei bis vier Anlässe statt. Zu den wichtigsten Schulungsthemen gehörten das sich ausbreitende Dengue-Fieber, Brustkrebsvorsorge und Aufklärung zur Verhinderung von Genitalverstümmelung.
 

Äthiopien: Fragile Lage, stabile Projekte

In Äthiopien haben die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten zugenommen. Keine einfache Situation etwa für das Misrach Center, das einen wesentlichen Teil seiner Einnahmen durch den Verkauf der dort hergestellten Produkte deckt. Das Ausbildungszentrum in Addis Abeba hat auch 2023 hervorragend gearbeitet: Nur rund 20 % des Gesamtbudgets von 1 Mio. Franken mussten aus der Schweiz gedeckt werden. Dies bei einem Projekt, das rund 250 Arbeits- und Ausbildungsplätze bietet und von dem indirekt Hunderte weiterer Menschen profitieren. Das begeistert uns.

2023 endete der Dienst von zwei langjährigen Mitarbeiterinnen in Äthiopien, Ursula Fischer und Therese Ramseier. Lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Aufgaben übernommen. Veränderungen gab es auch auf organisatorischer Ebene: Nach umfangreichen Vorbereitungen wurden das Misrach Center und das Walga-Gesundheitszentrum in die lokale NGO «Services along the Nile Ethiopia» (SNE) überführt. So erhält die lokale Leitung mehr Verantwortung und mehr Möglichkeiten, die Projekte zukunftsweisend zu entwickeln. Wir freuen uns sehr über diesen Meilenstein.


Tansania: Überzeugender Neustart

Im landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum Burega in Kigoma haben drei junge Frauen und zwei Männer die neu strukturierte Ausbildung nach der ganzheitlichen Methode «Farming God's Way» durchlaufen. Die Erfahrungen mit dieser Pilotklasse waren vielversprechend, so dass bereits im Herbst 2023 eine weitere Klasse mit 15 Auszubildenden startete.

Weiter liefen die Vorbereitungen für den Aufbau des Dorfentwicklungsprogramms. Hier geht es darum, Menschen in verarmten Fischerdörfern mit landwirtschaftlichem Know-how zu unterstützen, damit sie ihr Einkommen verbessern können. Es gilt, die richtigen Schlüsselpersonen auszuwählen: Gemeindeälteste als Bindeglieder zur Bevölkerung sowie Dorfbewohner, die das Potenzial mitbringen, das erworbene Wissen selbstständig umzusetzen und an andere weiterzugeben.

 

Kongo: Jeder hat eine Chance!

Für die neuen Lehrgänge als Automechaniker/in und Maurer/in im Panzi-Ausbildungszentrum kommt ein neuer, im Kongo kaum bekannter Ansatz zum Tragen: Die Lernenden verbringen einen Teil der Zeit in Autowerkstätten beziehungsweise auf Baustellen, um schon während der Ausbildung Praxiserfahrung zu sammeln. Leider führten äussere Umstände nochmals zu einer Verzögerung bei den neuen Lehrgängen: Der Start musste von Herbst 2023 auf Frühling 2024 verschoben werden.

Die bewährten Ausbildungen als Schneider/in und Schreiner/in werden weiter angeboten, die Klassen sind immer voll belegt. Von 100 Bewerbern werden jeweils 30 aufgenommen, z.B. der 28-jährige Matik Kamdala, der das Schneiderhandwerk lernt: «Ich hörte in meiner Kirche vom Panzi-Zentrum. Zuerst dachte ich, dass man da sicher die richtigen Kontakte braucht, um aufgenommen zu werden. Aber so war es nicht: Jeder bekommt eine Chance und kann den Eintrittstest machen. Wenn ich fertig bin, will ich in mein Dorf zurückkehren. Dort gibt es noch kaum Schneider, so dass es mir nicht an Aufträgen mangeln wird.»

 

> Hier den vollständigen Jahresbericht 2023 lesen (PDF, 20 Seiten).
> Gedruckte Ausgabe kostenlos bestellen: per E-Mail info@mn-international.org | telefonisch: 044 767 90 90

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