Zur Lage im Sudan
Heftige Kämpfe, viele Tote und Verletzte – in der sudanesischen Hauptstadt Khartum herrschen seit einem Monat kriegsartige Zustände. Das betrifft auch uns als Mission am Nil.
Mathias Rellstab, Kommunikation Mission am Nil
Zuletzt aktualisiert am 6. Juni 2023
Heftige Kämpfe
Seit Mitte April bekämpfen sich in verschiedenen Landesteilen die nationalen Streitkräfte und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Auch in der Hauptstadt Khartum toben heftige Kämpfe, mit Einsatz von Panzern, Flugzeugen und Raketen mitten in bzw. über dicht bewohntem Gebiet. Tod und Zerstörung sind die Folge.
Humanitäre Katastrophe
Die Abu Rof-Klinik ist seit 15. April geschlossen. Angesichts der unübersichtlichen und sehr gefährlichen Umstände ist derzeit an eine Wiedereröffnung nicht zu denken. Eine Menschenansammlung aus Team und Patienten könnte plötzlich zu einem Ziel von Angriffen werden. Zudem fehlt es an Strom, Wasser und Benzin. Weiter sind die Verkehrswege blockiert, weder Mitarbeiter noch Patienten könnten sicher in die Klinik gelangen.
Ein Krankenhaus in der Nähe der Klinik wurde von Soldaten eingenommen; alle Patienten und das Personal wurden vertrieben. Von insgesamt 59 Spitälern und Gesundheitszentren waren Ende April höchstens noch 20 in Betrieb. Für die Menschen in Khartum führt dies zweifellos zu einer humanitären Katastrophe, da es für die meisten keinerlei medizinische Versorgung gibt. Vielerorts mangelt es auch an Wasser und Lebensmitteln. Gerade der Wassermangel kann bei Temperaturen von mehr als 40 Grad schnell lebensgefährlich werden.
Wie geht es dem Team?
Zurzeit befinden sich keine Mitarbeiter aus der Schweiz im Sudan, das ganze Team der Abu Rof-Klinik besteht aus einheimischem Personal. Bislang geht es, sowei uns bekannt ist, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Umständen entsprechend gut. Je nach Wohnlage sind sie unterschiedlich stark von den tobenden Kämpfen betroffen. Alle, die in stark exponierten Quartieren wohnen, haben Gott sei Dank Wege gefunden, sich in Sicherheit zu bringen. Etliche wohnen auch weit ausserhalb der Stadt. Dort ist die Lage generell weniger gefährlich, wenngleich ebenfalls schwierig.
Da auch die Banken nicht mehr funktionieren, ist die Versorgung der Menschen mit Bargeld ein grosses Problem. Die April-Löhne haben die Klinik-Mitarbeiter noch erhalten, und wir versuchen die weiteren Lohnzahlungen sicherzustellen.
Ein Land in der Abwärtsspirale
Die meisten Länder haben ihre diplomatischen Vertretungen in Khartum schon wenige Tage nach Ausbruch der Kämpfe evakuiert. Das Personal der Schweizer Botschaft in Khartum ist am 25. April in der Schweiz eingetroffen.
Durch die Kämpfe, die sich inzwischen auf verschiedene Landesteile ausgeweitet haben, erlebt das ohnehin bereits am Abgrund stehende Land noch weitere Wunden und Zerstörung. Schon mehrmals wurden Waffenruhen ausgehandelt, um der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich zu versorgen. Bislang wurde keine einzige dieser Waffenruhen auch nur ansatzweise eingehalten.
Wir hoffen weiter
Aus menschlicher Sicht gibt es derzeit keine Anzeichen, dass sich die Lage im Land bald wieder verbessern wird. Dennoch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Abu Rof-Klinik bald wieder ihre Tore öffnen und den vielen notleidenen Menschen beistehen kann. Unsere Handlungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt, aber was wir alle tun können: Im Gebet für die Klinik, die Mitarbeitenden und ihre Familien und für die ganze Bevölkerung in diesem schwer geprüften Land einzustehen.
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